Herr Tittel, lieber Stefan, wir freuen uns, Sie als Mitglied bei The Honourables zu begrüßen. Stellen Sie sich doch bitte kurz vor.
Ich heiße Stefan Tittel und freue mich sehr, Mitglied bei The Honourables zu sein, um mich mit interessanten Menschen auszutauschen. Ich bin, was man einen Serial Entrepreneur nennt: Das heißt, ich habe in meiner Vergangenheit einige Unternehmen gegründet, groß und erfolgreich gemacht sowie diese dann in Teilen auch wieder veräußert. Serial nicht deswegen, weil mich nichts lange an einem Ort hält. Serial deswegen, weil ich dem Zauber des Startup-Neuanfangs von Zeit zu Zeit unterliege – aber nicht ziellos. Regelmäßig versuche ich - mit exzellenten Unterstützern – relevante Trends zu erkennen, Chancen bei den Hörnern zu packen und in erfolgreiche Unternehmen zu gießen.
So habe ich etwa Crossgate 2001 gegründet und zum Marktführer ausgebaut. Crossgate, ein B2B-Software-as-a-Service-Business, war eine zentrale Plattform, die es Unternehmen und Logistikdienstleistern ermöglichte, Dokumente wie Rechnungen elektronisch in digitalisierten Abläufen mit ihrem Netzwerk auszutauschen. Das Unternehmen wurde 2011 dann von der SAP übernommen. Die letzte Firma, Masterpayment – ein Online-Payment-Provider und Working-Capital-Dienstleister – wurde 2016 an die NASDAQ-gelistete Net1-Gruppe verkauft.
Aktuell stecke ich seit rund sechs Jahren meine ganze Energie als Managing Partner der Quantumrock sowie Gründer und CEO der Rise Wealth Technologies in Grünwald in ein neues Finanz-Feld: systematische Investment- und Handelsstrategien basierend auf künstlicher Intelligenz.
Sie sind also Serial Enterpreneur? Was ist der rote Faden auf Ihrem bisherigen Weg?
„Serial“ heißt ja auch, dass etwas auf dem anderen aufbaut. Letztlich habe ich zwei Hauptstandbeine für mein Berufsleben: Lösungen für den digitalen Informationsaustausch insbesondere in Sachen Zahlungsverkehr und Lösungen für intelligentes Investment. Mein Ansatz und Ziel war und ist es dabei immer, strategisch in neue Segmente einzusteigen, die ich von technischer Seite hinreichend beurteilen konnte. Dabei habe ich mir immer bewusst neue Herausforderungen gesucht und als „Außenseiter“, mit dem unparteiischen Blick eines Newcomers, der nicht weiß, was angeblich unmöglich war, neue Märkte betreten. Zudem haben ich und meine Partner in den Unternehmen sowohl innovative als auch bestmöglichste Lösungen für aktuelle Nachfragen ausgewählt, strategisch weiterentwickelt und die Unternehmen finanziert. Treibfeder unseres Agierens in neuen Märkten waren gebrochene Prozesse in einer Branche. Was den anderen Mitspielern in der Branche eine Selbstverständlichkeit war, haben wir hinterfragt. Wir sind dabei Risiken eingegangen, die andere nicht eingehen wollten. Das geht am besten im Startup-Umfeld, weil hier alle Beteiligten unvoreingenommen starten und entscheiden können. Dafür suche ich mir immer ein Team aus engagierten und leidenschaftlichen Menschen, die immer bereit sind, die sprichwörtliche Extra-Meile zu gehen.
Die positive Entwicklung meiner Unternehmensgründungen wurde - und wird, wie ich hoffe – auch anerkannt. Am spektakulärsten als SAP mein erstes - unternehmerisches – Kind Crossgate übernahm.
Das The Honourables Business and Lifestyle Network steht für Qualität. Wie definieren Sie Qualität?
Im persönlichen Kontakt heißt das für mich vor allem Kompetenz, aber auch Klarheit, Verlässlichkeit und Verbindlichkeit. Und diese Werte versuche ich auch in meinen unternehmerischen Aktivitäten umzusetzen. Unternehmerisch betrachtet ist Qualität ein umfassender Begriff. Zumal wirkliche Qualität sich ja nur über einen langen Zeitraum nachweisen lässt. Qualität heißt etwa nicht unbedingt die neueste Technologie, sondern die bestmögliche, marktreife Technologie. Deswegen ist häufig auch nicht unbedingt die Speerspitze des Möglichen die beste Lösung. Für das, was ich will, kann auch eine bewährte Lösung gut sein. Nehmen Sie zum Beispiel das Thema künstliche Intelligenz im Investment: Damit das ganze nicht eine akademische Übung bleibt, muss ich ihr eine wichtige Aufgabe zuweisen, sie mit Daten füttern und Finanzprodukte entwickeln. Für das Produkt brauche ich eine geeignete Intelligenz, und dabei nicht unbedingt ein Hype-Verfahren, welches erst in ein Paar Jahren relevant wird. Qualität ist für mich also technologische Möglichkeit, deren strategische Entwicklung sowie die nachhaltige Sicherung des Erfolgs. Ich will einer Vision nicht nur nachjagen, sondern sie auch verwirklichen.
Was ist ihre aktuelle Vision, die Sie verfolgen?
Seit einigen Jahren geht es mir darum, Investoren künstliche Intelligenz als praktikable Unterstützung im Investment zu erschließen. Das ist zwar für Großinvestoren nicht neu. Ich möchte aber nun diese Technologie demokratisieren und für viele erreichbar machen. Marktreife Algorithmen werden durch KI-Spezialisten untersucht und ständig überprüft. Schließlich kann ein von Menschen trainierter Algorithmus besser und schneller als der menschliche Experte erkennen, wenn zum Beispiel der Weizenpreis überteuert ist und wie sich ein Kurs weiterentwickelt. Für große Investoren bieten wir bereits jetzt Finanzprodukte an, die nachhaltigen Erfolg nachweisen können. Unsere nächste machbare Vision ist, diese KI-Vorteile auch einer größeren Zielgruppe erschließbar zu machen - sogar dem privaten Sparer. Daran arbeiten wir.
Nehmen wir uns alle selber beim Wort: Was ist für Sie „honourable“
Auch ein Unternehmen kann „honourable“ sein. Ich habe immer am Markt nach vorhandenen Ungerechtigkeiten gesucht, die andere Branchenmitglieder als gegeben hinnehmen oder von denen sie profitieren wollen. Mit Rise Wealth Technologies arbeiten wir daran, mit unserer App Chancengleichheit für große und kleine Investoren herzustellen. Jeder, unabhängig von Einkommen oder Herkunft, soll demnächst für Kryptomärkte und Finanzmärkte sich der gleichen Technologien - KI-basierte Handelssysteme für nachhaltig positive Renditen – bedienen, welche bisher nur Eliten und Großinvestoren nutzen können.
Auf der einsamen Insel dürfen Sie sich dreier Dinge widmen, ohne dabei an Ihre Unternehmungen denken zu dürfen. Was macht Stefan Tittel dann?
Gegenstände wären mir nicht wichtig, aber meine Frau und meine beiden Kinder. Für den äußersten Notfall würde ich wohl ein Messer und einen Feuerstein zum Überleben mitnehmen. Sowie ein Surfbrett, damit mir nicht langweilig wird. In der „normalen“ Welt treibe ich viel Sport (Freeletics / Kraftausdauersport) und fahre gerne Motorrad.